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Starting the week #25

Das Aktuelle läßt mich mal wieder verstummen…zwei Bilder die mich seid einer Woche begleiten möchte ich Euch aber gerne schreiben.

Mein Sohn und ich gehen über den Helmholzplatz, ich denke wir hatten ein Eis in der Hand, vielleicht auch nicht. Auf dem Platz leben viele Obdachlose, Kinder spielen, Jugendliche konsumieren alles was das Leben so bietet. Das ist seid 20 Jahren so, viel ändert sich nicht. Immer mal wieder kommt die Polizei und für Hundescheiße gibt es jetzt Tüten, das gab es vor 20 Jahren noch nicht. Zwei Tischtennisplatten werden von Jugendlichen, Obdachlosen, jungen Paaren und Touristen genutzt…. kurze Ortsbeschreibung für alle die den Helmi nicht kennen. Wir gehen über den Platz, mitten darauf eine liebevoll gestellte Reihe von kleinen Schnapsflaschen, ordentlich neben einander, davor zwei Gummitiere hellblau und grün, sie passen auf die Flaschen auf, die immer wieder von einem Obdachlosen mit Kapuzenpulli und Musikbox sorgfältig zurechtgeschoben werden. Viel ist vom Gesicht unter der schwankenden Kapuze nicht zu sehen. Verbraucht und alt und ungepflegt ist es wohl. Aus der Musikbox dröhnt in Dauerschleife ” … ich wünsch mir das ich eine Mutter hätte” , immer wieder die gleiche Zeile. Das ist der Helmi. Mein Sohn hat das Lied sofort auf seinem Handy gesucht und gefunden… die Flaschen standen noch Stunden später ordentlich in Reih und Glied, bewacht von den Gummitieren.

Bild 2 in der S Bahn, Ringbahn . Nachmittags, die Bahn relativ voll, die Fahrgäste berühren sich noch nicht im Stehen, aber Sitzplätze gibt es auch keine mehr. Vater mit Sohn steigen ein, Sohn etwa 7 Jahre alt, sehr wach schaut, testet mit den Fingern die Qualität eines Fahradreifens, der Vater weißt ihn darauf hin, freundlich, dass er das nicht tun soll. Ihre Sprache verstehe ich nicht slavisch, arabisch? Ich kann es nicht zuordnen. Meine Flüchtlingsschublade geht auf, dort möchte mein Gehirn sie einordnen. Der Junge entdeckt einen Hund, nimmt mit ihm Kontakt auf. Der Vater schaut auf sein Smartphone. Irgendwann wird ein Platz frei, der Junge setzt sich und schaut aus dem Fenster und in die Gesichter der Ringbahnfahrenden. Gestank zieht durch das Abteil, übler menschlicher Gestank nach Urin ,Kot und nie gewaschen. Manche bedecken ihre Nasen, andere stehen auf, um dem Gestank zu entfliehen, eine Frau schimpft in gebrochenem Deutsch über die Geruchsbelästigung, die von einem sehr kleinen Mann kommt, über einen Rollator gelehnt, in der Hand ein Pappbecher für Münzen, ein Bein in eine Plastiktüte gewickelt. Ekel springt aus meinem Gehirn. Danach die Information Mensch. Gebannt starre ich dies schlurfende, stinkende Wesen an, selbst für mich als Berlinerin ein Schreckensbild. Alle starren, oder bemühen sich eben nicht zu starren. Geld gibt keiner, der Ekelfaktor ist größer als alles Mitleid oder Mitgefühl, das menschliche kommt uns allen gründlich abhanden. Der Junge steht auf, legt dem stinkenden Wesen liebevoll die Hand auf den Rücken und bietet ihm seinen Platz an, doch der sich schleppende Mensch nimmt es nicht wahr, eine solche Berührung dringt nicht mehr durch zu ihm. Der Junge gibt seinem Vater Zeichen, er solle dem Menschen unbedingt Geld in den Pappbecher geben, immer wieder insistiert der Junge, drängt, bis der Vater sein Portmonee hervorholt und ein paar Münzen in den Pappbecher legt. An der nächsten Station schlurft das stinkende Männlein aus der Bahn und mir ist als hätte ich einen leibhaftigen Engel gesehen. Ich steige aus. Vater und Sohn fahren weiter. Der Sohn wohnt seid diesem Nachmittag in einer neuen Schublade in meinem Gehirn, sie ist noch ohne Etikett, sie leuchtet

… und warum jetzt das Bild von den Federn im Seeigelskelett ? Ja warum? solche Dinge beruhigen mich, Federn in Seeigel stecken und dann darüber nachdenken wie die zwei Elemente ohne menschliche Hände wohl nie zueinander gekommen wären und wie der Mensch ja letztendlich nichts weiter ist als Natur und das so großartig nicht ist Federn in Seeigelskelette zu stecken , aber schön ist es, wenn auch absolut unbedeutend, kennt ihr diese kleinen, beruhigenden , unbedeutenden Handlungen?

Eine gute Woche wünsche ich Euch trotz allem…. vielleicht ne Runde Ringbahn fahren…