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Sommer ohne Wände und ein Dach aus Blättern

Wieder in Berlin, und noch immer Sommer. Alles noch ein wenig ausgedörrter als vor fünf Wochen, ein bisschen staubiger.  Beim morgendlichen Kaffee habe ich überlegt was ich Euch zeigen könnte von fünf Wochen Ferien, und musste feststellen, ich habe kaum Bilder gemacht, eine Handvoll.

Ein gutes Zeichen, wenn sogar das Bilder sammeln vergessen wird, was ja doch ganz tief in jedem blogenden Gehirn verankert ist.

Das Haus war dieses Jahr sehr bescheiden, wollte kaum Aufmerksamkeit. Noch ein bisschen herausräumen, umräumen, also blieb viel Zeit die Beine hoch zu legen, doch auf die stürzten sich dann sofort die Mücken. Heerscharen von Mücken sind glücklich gediehen, da soviel grün ums Haus und das Wetter in Kroatien diesmal viel milder als in Berlin, kühler als in Berlin!!!  Das Weltgeschehen  durfte auch ohne unsere Teilnahme sich in den Medien ausbreiten uns interessierte einzig die Wetterapp, da schienen sich regelrecht Wunder zu offenbaren, wie konnte das sein, der Süden kälter als der Norden?

Wir haben den Mücken das Feld überlassen und sind übergesetzt auf die Insel, zu unserem kleinen, im letzten Jahr entdeckten Paradies. Ein rudimentärer Campingplatz, direkt am Meer. Dort waren viele Freunde versammelt, Kinder, Teenager, und Bienen, und kaum eine Mücke.

Hier waren die Wände, die Luft zwischen den Stämmen von Steineichen und das Dach, ihre Blätter, direkter Durchblick zu den Sternen. Schlafen in Hängematten oder direkt am Steg und Sterne gucken. Für alle ab 12 ein Paradies, Freiheit, kommen und gehen wann sie wollen, schlafen wann und wo es ihnen gefällt, warm war es immer und überall und der Campingplatz ein geschützter Raum, überschaubar und friedlich.

Wir schlugen Zelt und Hängematten oberhalb einer befreundeten Familie auf, und so hatten wir ins jeweils andere Familienleben beste Einblicke.

Morgens ein Blick aus der Matte, ein Winken zur nächsten Matte, von irgendwo kommt ein Kaffee, ist was vom Mittagessen übrig einfach hinunter reichen.Ist das Wohnzimmer zu klein, einfach mit einer Schnur zum nächsten Baum eine Raumerweiterung ziehen.

Wollte ich meine Ruhe haben, über die Felsen in den Schatten meines Lieblingsbaumes und lesen,stricken,lesen…stundenlang.

Natürlich braucht es eine Weile bis sich die Fähigkeit des Nichtstuns wieder einstellt, alle Aktivität, sogar das Schwimmen gehen heruntergeschraubt wird. Ruhe und Dasein tanken und möglichst mithinüber tragen in die Großstadt.

Meine Freundin und ich dachten uns, das könnte ein Altersdasein werden, so ohne Wände, mitten im Leben der anderen und jeder für sich im Frieden, weil Platz für alle da ist und kaum etwas gebraucht wird. Eine Schale, eine Tasse, ein Handtuch und ein Sommerkleid. Gute Bücher finden sowieso ihren Weg. Ein bisschen Nahrung, frisches Wasser und ein kleiner Besen.

Was wir uns mit all dem kulturellen Luxus und Überfluss doch belasten, ist mir wieder aufgefallen, doch den werden wir wohl brauchen, solange es uns nicht gelingt, mit der Natur zu leben.

Erst gewöhnen wir uns an den ganzen Krempel und dann müssen wir uns wieder vom Krempel entwöhnen. Der Mensch ist wirklich ein wunderliches Wesen!

Ein fünfziger wurde gefeiert im Paradies, ein kleiner Tintenfisch gefangen, unverspeißt, dank seiner geringen Körpergröße auch wieder freigelassen, Sternschnuppen gezählt und Pommes verzehrt.

Und doch wird so ein Paradies irgendwann fade, das Verständniss für das Apfelspeisen von Adam und Eva immer größer und es ist Zeit zu gehen, zurück nach Berlin.

Freude auf Puppen und Clownsarbeit, dem 14 jährigen irgendwie verständlich machen, dass er nicht mehr bis in den Morgen wach bleiben kann. Sich wieder mit Handys herumärgern, die im Paradies ganz ihren Reiz verloren hatten, wieder Parkplätze suchen.

Die Fahrräder neu aufpumpen, Blumen gießen und den Kühlschrank füllen. Mails beantworten und verschicken,den Kalender aufschlagen, recht vergeblich darin nach freien Tagen suchen und ganz, ganz heimlich vom Aussteigen träumen.

Angekommen.

Wie war euer Sommer, oder ist er noch?

Blick von unserem Balkon in die Berge

14 jährig auf dem Weg zum Sieg, 90 Minuten später dann doch eine Niederlage einstecken, dafür König der Herzen werden und einem endlosen Sommer entgegen

Dasein ohne Wände

aus dem Schlaf schaukeln

Älter werden vielleicht ohne Wände?

 herzlich Laura