Hier ist sie nun die angekündigte Überraschung, der Anfang einer Geschichte die immer weiter gehen soll, so weit wie mich Phantasie und Zeit eben tragen,drum kann ich auch nie sagen, wann es die nächste Folge geben wird. Die Geschichte ist für Eure Kinder ihr könnt sie ausdrucken und vorlesen, vielleicht wollt ihr sie Euren Kindern auch selbst weitererzählen mit Eurer Zeit und Phantasie, oder die Kinder erzählen sie weiter… mein acht jähriger Sohn hat sich schon ans Werk gemacht mit Taschenlampe im Bett,ich bin gespannt!
Eine gute Woche wünsche ich Euch allen
Laura
Schneckenköpfchen und der Zauberschlüssel
Meine Kinder wollen immer Geschichten hören, von Früher .
Bis jetzt antwortete ich stets: “habe ich vergessen!”.
Das war schon zu Schulzeiten mein Zaubertrick,wenn meine Mutter mich fragte, wie es denn in der Schule gewesen sei, antwortete ich ihr immer: “habe ich vergessen” denn ich war Mundfaul und bin es bis heute geblieben, nur mit dem Stift in der Hand und einem Papier unter der Feder,da war das Vergessene erinnert und wie von selbst schrieben Feder und Papier meine “vergessenen” Geschichten – jetzt ist es an der Zeit euch Kindern zu berichten von all dem Sonderbaren,das sich zu trug in meiner Kinderwelt, meinem Kinderzimmer, meist des nachts wenn ich schlief.
Und warum weiß ich von dem geheimen Geschehen in meinem Kinderzimmer, da ich doch tief und fest schlief und alles zum 12.Glockenschlag begann?
Ich hatte eine kleine Petze, eine kleine gute Fee!
Wie kann denn aber eine kleine Petze eine gute Fee sein?
Alles hat viele Seiten und wird von jedem Betrachter anders gesehen, so kommt es,dass dies kleine Wesen mir eine gute Fee war, dem Treiben im mitternächtlichen Kinderzimmer aber eine Petze, denn sie verriet mir alles was sich dort zutrug, all die Feste, Abendteuer und Begebenheiten.
Doch bevor ich von all den Wundern berichte, sollt ihr erfahren wie sie zu mir kam, die gute Fee, die kleine Petze.
Meine Mutter nähte Puppen für meine Geschwister und mich, so wie ich heute Puppen nähe für meine Kinder,für Euch,für Kinder überall auf der Welt. Meine Mutter nähte Mädchen und Buben, Maria und Josef, die Sieben Zwerge, nur das Schneewittchen,das hat sie bis heute nicht genäht, doch die sieben Zwerge führen auch ohne das Schneewittchen ein ganz vergnügliches Leben.
So nähte meine Mutter für einen Weihnachtsmarkt viele kleine Püppchen, handgroß in bunten Anzügen. Eines dieser Puppenmädchen hatte es mir besonders angetan, ihr Anzug war aus streichelweichem, rosafarbenem Stoff mit vielen Blümchen darauf, um die Ohren trug sie zwei Haarschnecken wie eine dicke Wintermütze.
Sie lag in einem Korb mit all den anderen Puppen possierlich aufgereiht auf dem Arbeitstisch meiner Mutter. Ich schlich um den Tisch herum, wie der Fuchs um die Gans. Zwirbelte Nähgarn um meine Finger, bis sie ganz blau wurden, ich löcherte meine Mutter mit Fragen, bis sie ganz durchsichtig war und fast davon geflogen wäre. Immer ging es um dies eine Püpplein, mit den Schnecken um den Ohren, dem zauberweichen Anzug und dem lieben Gesicht.
Trotz allem Bitten und Betteln, und Drängen und Flehen meine Mutter wollte es mir nicht überlassen dieses Püppchen, ich könne mich doch unmöglich um ein weiteres Puppenkind kümmern, sei es auch noch so klein, schon so viele andere Kinder warteten auf meine Liebe und Pflege.
Kathrinchen aus Spanien,Juliane aus Erda,Zwerge,Bären, Handpuppen es waren doch all zu viele.
So unerbittlich kannte ich meine Mutter gar nicht, war sie doch sonst immer leicht zu bewegen für ein Stück Stoff das gar so nötig als neue Puppentischdecke gebraucht wurde, einen Verkleidungsausflug in ihren Kleiderschrank und ihre Schmuckkiste, ein Stück Schokolade, ein neues Kleid für die Puppen, ein weiteres Puppenkind. Doch dieses eine mal nicht, da blieb sie bei ihrem nein und ich wusste nicht, ob ich mich wundern,oder ärgern sollte über die ungewohnte Strenge.
Am nächsten Tag stand das Körbchen mit den Puppen auf dem Marktstand und mein liebstes Kind mitten im Puppenreigen zum Verkauf dargeboten.
Viele Menschen kamen zum Stand und gingen mit verschnürten Paketen wieder von dannen.
Ich blieb wie angewurzelt neben dem Körbchen mit “meiner” Puppe und die Tränen kullerten mir die Wangen hinunter.
Doch meine Mutter ließ sich nicht erweichen.Nach einigen Stunden Steherei konnte ich es nicht mehr bewachen mein Schneckenköpfchen, die Tränen nahmen mir die Sicht und als ich es endlich wagte sie weg zu wischen,dafür musste ich die Augen für wenige Sekunden schließen, die Augen wieder offen galt mein erster Blick dem Puppenkörbchen und zwischen all den bunten Anzügen klaffte nun eine schreckliche Lücke – nur noch ein Hauch zarten Rosas war zu ahnen, dieser Hauch, doch auch er war bald verschwunden, war alles was übrig war von meinem Schneckenköpfchen – sie war weg- wohl in einem der vielen verschnürten Päckchen davon gereist, weit weit weg unter einen fremden Weihnachtsbaum.
Ihr könnt euch denken, die nächsten Tage waren trüb für mich, auch wenn sich draussen Sonnenstrahl und Schneekristall zum Tanze trafen und lustig über die Felder wirbelten. Die Tannen sich unter ihrer Schneedecke bogen und zu rufen schienen:”schüttle mich, der Schnee wird mir all zu schwer, ich will in deiner Stube stehen mit Gold und mit Kerzen geschmückt!”
Sollten sie nur rufen die Tannen und die Sonnenstrahlen tanzen, meine Gedanken galten einzig meinem rosa Schneckenköpfchen, das mich so vertraut und dringlich angesehen hatte, als müsse es mir unbedingt etwas mitteilen, was ich nun nie erfahren würde.
Drei Tage vergingen, die Nase war mir eingefrohren vom vielen am Fenster sitzen und hinaus starren.
Es war Heilig Abend, das Glöckchen klingelte, das Weihnachtszimmer öffnete sich und ein Christbaum mit Kerzen und goldenen Sternen stand vor mir und hütete unter seinen Zweigen fünf kleine Päckchen für jedes von uns fünf Geschwistern eines.
Von einem der fünf Päckchen ging ein ganz zartes,rosa Strahlen aus, oder täuschte ich mich?
Endlich, wie drei Ewigkeiten zugleich kam es mir vor, doch dann endlich waren die Christlieder gesungen, das festliche Mahl eingenommen und die Geschenke durften geöffnet werden.
Was war wohl in meinem Päckchen?
Ihr werdet es wohl schon erraten haben – das Päckchen mit dem rosa Schimmer war meines und als ich das Papier mit zitternden Händen auseinander schlug lag da- mein Schneckenköpfchen!
Ganz bald will ich Euch erzählen was das wunderbare war an meinem Schneckenköpfchen,meiner guten Fee, der kleinen Petze.