
Keine 30 cm , aber von allergrößter Wichtigkeit: Nodinka. Ein Bär mit ehemals goldenem Fell, gefunden von der Großmutter vor 40 Jahren auf der Straße in Budapest. Jetzt gehört er einem 5jährigen Jungen, der mit seiner Mutter vor der Tür stand. Maria von Mariengold beschäftigt sich seid geraumer Zeit mit Puppenreparatur und überhaupt Reparatur , auch für mich schon immer ein wichtiges und viel praktiziertes Thema nur fehlt mir die Zeit Puppenreparaturen anzunehmen, was ein bisschen schade ist, aber Maria und viele andere nehmen sich die Zeit und das ist gut. Maria hat zum Repaircircle gerufen, ich habe sie unterstützt und es war eine innige Runde von Gleichgesinnten, wiedersehen seid Ewigkeiten, neu sehen und ein bisschen Weihnachten war es auch schon, denn es gab Geschenke, ich bin immer ganz gerührt von den nützlichen und schönen Geschenken die mir so im laufe meines Puppenmacherinnendaseins überreicht wurden.
Ein Geschenk der immateriellen Natur wurde mir an diesem Novembernachmittag gemacht, die Begegnung mit Nodinka und seinem Herzenshalter. Ihr seht es, viel ist nicht mehr da von Nodinkas Fell, große Löcher, der Bauchinhalt fast herausgeliebt schon. Was ist zu tun? Vielleicht einen Pullover stricken und annähen? Nein auf keinen Fall, nur die Löcher stopfen, das war die Vorstellung, ein bisschen Wolle in den Bauch füllen? Ja , das geht… so haben wir uns ganz langsam vorgearbeitet, um den Bären wieder ein wenig zu stabilisieren. Das Kind, die Mutter im Hintergrund, der Bär auf dem Tisch und ich. Ich genieße diese kleinen magischen Momente mit Kindern, ich kenne sie auch aus den Clownsvisiten, die Zeit gerinnt, ein Flirren liegt in der Luft und die Kinder lassen sich genau die Zeit die sie brauchen, um zu sagen was zu sagen ist, das gibt meinem Erwachsenenzeitgefühl dann absolute Entschleunigung und Jetztgewahrsein. Ihr kennt es vielleicht auch, wenn ihr noch kleine Kinder zuhause habt und die Umstände es zulassen einmal ganz mit dem Kind im Moment zu sein und das Alltagsrad unbemuttert ins Irgendwo rollen zu lassen. Die Mutter des Jungen hatte die geniale Idee, die Löcher zu unterlegen, wir konnten den richtigen Farbton finden und dann nähte sie los. Es war erstaunlich wie er ganz genau wußte was er wollte und wie er sich auch nicht überreden ließ von seinem Willen abzulassen, wunderbare Charaktereigenschaft….
Ich habe mich dann wieder einer durchlöcherten Puppe gewidmet und Mutter und Kind widmeten sich Nodinka. Als es Zeit war Abschied zu nehmen kamen die drei zu mir, Nodinka in ein buntes Tuch gehüllt, geborgen in den Armen des kleinen Jungen. Er steht vor mir und schaut mich an mit seinen großen Augen. Schaut und schaut. Wenn wir Erwachsenen uns das doch auch wieder trauen würden uns gegenseitig mit Kinderaugen anzusehen, einfach nur den Blick ruhen lassen, einsinken ins Gegenüber… Ein schönes Weihnachtsfest wünschte ich dem Kind und dem Bären und vielleicht gibt es ja auch zu Weihnachten einen Pulli für Nodinka? -” oder Spielzeug!” sagt der Junge und seine Augen strahlen noch mehr. ” Was denn für Spielzeug?” frage ich ” Flugzeuge!” ja, noch mehr strahlen war möglich… daraufhin folgte eine Unterhaltung über das Wunder des Fliegens, endlich mal eine Unterhaltung jenseits der umweltverschmutzenden Komponenten des Fliegens, hier ging es um die Magie des Fliegens, das Wunder, dass wir,Mensch plus Maschine , tonnenschwer, in der Luft fliegen können… Astronaut, nicht nur Pilot will er werden, zum Mond will er fliegen, zusammen mit Nodinka, ob ich wohl mitkommen darf, wenn es zum Mond geht, frage ich ” Ja!”
Jetzt habe ich eine Verabredung zum Mondflug zusammen mit einem fünfjährigen Jungen und Nodinka, dem kleinen zähen Bären von Budapests Straßen ! So wie der Bär gefunden wurde und seid Jahren ein Herz nährt und hütet ,hat mich an diesem Nachmittag eine Begegnung gefunden und wird mich ganz sicher weit über den November hinweg nähren.
Natürlich gab es noch viele andere Geschichten an diesem Nachmittag, die gefundenen, wiederbelebten, kopfwackelnden Puppen und noch mehr und mehr, schaut doch bei Maria vorbei, sie beschreibt es wunderbar, ich bin noch ganz im Bann des bevorstehenden Mondflugs.
…vielleicht greift ihr jetzt auch mit Euren Kindern zu den stopfbedürftigen Geschöpfen aus dem Kinderzimmer und , ja warum nicht, vielleicht werdet ihr auch zum Mondflug eingeladen, oder ein Dschungelabendteuer wartet auf Euch… eine Reise zu Nixen, Wasserwesen …. wer weiß das schon… der November ist zwar nicht mehr lang, aber der Winter ganz sicher und Stopfgelegenheiten wird es ganz sicher geben…