
… der Adventskrimi geht weiter wie folgt:
8.Dezember bis 9. Dezember und ext noch länger…
Die Zugfahrt verläuft lang und unauffällig. Einzig auffällig, eine Zugtoilette des tschechischen Zuges war während der gesamten Fahrt belegt. Vielleicht auch einfach kaputt.
In Wien ist Wien. Menschen überqueren Straßen, Autos halten an Ampeln. Bäume stehen rum, ohne Laub. Logisch, ist ja Dezember. Kein Schnee. Vom Hauptbahnhof mit der D – Bahn zum Franz- Josephbahnhof. Dort Baustelle, Hilde findet trotzdem ihren Zug und setzt sich. Nicht viele Mitreisende. Die Toilette ist frei, Hilde freut sich darüber und nutzt sie. Leidlich sauber. Besser als liederlich dreckig, denkt sie . Irsingen, aussteigen in Irsingen, bloß nicht vergessen. Draußen die dunkle Landschaft unsichtbar, an den Bahnhöfen Schnee – Oh Schnee, Schneemann bauen, Schlitten fahren, Iglu … klappe halten Inneres Kind ,sagt Hilde vor sich hin, halt die Klappe! Doch die Freude über den Schnee bleibt.
Irsingen
Fast den Halt verpasst, eine mürrisch blickende Frau mit Mütze stellt sich in die Tür, damit sie nicht wieder zu geht, Hilde springt noch mal schnell rein und holt ihren Schal, fast vergessen das gute Stück auf dem Zugsitz.
Da steht sie auf dem Bahnsteig in Irsingen und sieht den kleiner werdenden Lichtern des Zuges hinterher.
Sonst niemand. Eine müde Laterne beleuchtet flackernd den Bahnhof, dann geht sie aus. Hilde schaltet die Taschenlampe ihres Handys an, keine Bushaltestelle, kein Taxistand, kein Haus, nur Bäume und Schneehügel.
Kein Handyempfang. War ja klar, blöder fetter Geiger, nur wegen Dir steh ich jetzt hier. Zeit vergeht.10 Minuten 20.
Hilde stellt sich an die Straße und streckt die Hand raus, ging ja früher auch Trampen.
Das erste Auto das kommt, hält.
Grias di, wo hi?
Hä? Ich will in die Waldgasse 2, mein Handy hat hier kein Netz.
Ah aus Deutschland, hm, hier hat nichts Netz. Das ist nicht so weit, mit meinem Auto komm ich da nicht hin, aber zu Fuß höchstens ne halbe Stunde bei dem Schnee, da rechts den Wald rein, nur grad aus. Finden sie schon, aber passen sie auf, dass sie nicht in die Granitgrube fallen, sonst werden sie morgen weggesprengt Hahaha
Das Auto setzt sich wieder in Bewegung und zurück bleibt eine deutliche Alkoholfahne
Mit soviel Promille sollte der überhaupt in gar kein Auto überhaupt nur einsteigen denkt sich Hilde und läuft los. Wie gut dass ich nicht den bekloppten pink farbenen Rollkoffer mitgenommen habe, Schrottwichtelgeschenk von den Kollegen 2020. Kein Kommissar verreist mit Rollkoffer in unbekanntes Gelände, und schon gar nicht wenn der Kommissar eine Frau ist, dann erst recht nicht, denn als Frau musst Du doppelt gut sein, denn all Deine männlichen Kollegen sind meist Deppen, Idioten und Sesselfurzer.
Schön wie der Schnee unter meinen Sohlen knirscht, wie er funkelt, oder besser, wie er funkeln würde gäbe es irgendwo eine Lichtquelle.
Hilde N. stapft durch den dunklen Schnee
laut lacht sie los und sagt immer wieder vor sich hin Hilde N stapft durch den dunklen Schnee
Ein kleines Leuchten, noch ganz fern, beim Näherkommen wird es zu einem beleuchteten Schild Nr.2 Waldgasse,
… und wo bitte ist Waldgasse Nr 1 sagt Hilde in die Stille hinein. Mit den Jahren hat sie es sich abgewöhnt ihre Selbstgespräche vor anderen zu verbergen, wo immer sie ist spricht sie laut mit sich selbst und seid es diese Airpods gibt schaut sie auch keiner mehr schräg an, sprechen ja alle laut vor sich hin.
Ein schneeschaufelbreiter Pfad führt zu einem schwach beleuchteten Haus. Keine Klingel. Sie klopft. Nichts. Sie tritt ein. Angenehm warm und nach Bratapfel duftet es. Auf dem Küchentisch brennt eine Kerze und neben einem Tannenzwei liegt ein Zettel „ Herzlich willkommen, musste dringend weg, im Ofen Äpfel, Vanillesoße in der Thermoskanne. Schlafzimmer oben 1. Zimmer links. Gute Nacht bis morgen. Freu mich“
Die Äpfel sind köstlich, mit Zimt, Nelken,Orangenmarmelade, Nüssen, Kardamom und ordentlich Butter. Zerfallen wenn Hilde sie nur ansieht, zerfließen und die Geschmacksknospen jubilieren. Was eine Wohltat … die Vanillesoße ist aus echter Vanille, Vanillesoße mit Schuß stellt Hilde fest. Verdammt guter Schuß, und schleckt den letzten Rest Soße mit der Zunge vom Teller.
Das würde Dir jetzt auch schmecken fetter Geiger,vielleicht solltest Du auch mal Dein Küchentischorakel zu rate ziehen, dann musst Du nicht mehr in der Kälte sitzen und auf Deinem Plastikinstrument rumsägen.
Die Treppenstufen quitschen, die Tür knarzt und sofort fühlt sich Hilde wie daheim. Das Zimmer ist klein und kalt und leer. Tisch, Bett, Schrank, Zimmerpflanze, eine von denen mit den runden Blättern, die sich so schnell vermehren. Schnell schlupft sie ins Bett und ist mit einem Schrei noch schneller wieder draußen. Heiß!!!! Scheiße!!!
Sie bricht in Tränen aus, eine Wärmflasche, eine echte Kupferwärmflasche, wie damals die von Oma…
verwirrt sinkt sie aufs Kissen und muss vor lauter Glück sofort einschlafen.