





selten waren die Feigensommer in den letzten Jahren, weil die Schulferien viel zu früh angesetzt und im August schon wieder die Schulglocke schrillte.
Im August werden aber auch erst die Feigen eingeläutet, da konnte ich dann vielleicht eine Handvoll, halbreif essen bevor es wieder nach Berlin ging. Ich liebe Feigen. Schon der Duft, wenn ich in der Dunkelheit an ihnen vorübergehe, wie ein Sonnengruß von ihnen in die Nacht geschickt, ein Versprechen , dass der morgige Tag ganz sicher wieder heiß wird und es zum Frühstück frische Feigen vom Baum geben wird. Feigen überhaupt den ganzen Tag. Immer wenn ich vorbei gehe an unseren Feigenbäumen pflücke ich mir eine und ab damit in den Mund. Während ich das schreibe ist die Feige eine ferne all zu ferne Frucht geworden. Ich sitze in Österreich, es regnet, mein Wollpulli lächelt glücklich getragen aus der Ecke und die Feigen, unsre geliebten Feigenbäume sind in Kroatien und lassen ihre umgepflückten Früchte einfach auf den Boden fallen, dort werden sie dann zu Trockenfeigen, wahlweise auch Wespenfeigen oder Ameisenfeiegen oder einfach zertretene Feigen oder überfahrene Feigen, ganz am Ende dann werden sie Humus und das tröstet mich.
Das Wasser läuft mir im Munde wenn ich an sie Denke… die ungepflückten, ungenossenen…
immerhin haben wir ein Kistchen getrockneter feigen mitgenommen, jede einzelne von Hand jeden Tag einmal gedreht, im Meerwasser gespült und dann zur Lagerung neben Lorbeer gebettet.
Dieses Jahr gab es einen Feigensommer, nicht nur einmal stand ich im Nachtgewand auf dem Dach, weil ich vergessen hatte die Feigen abzudecken und sich Regen ankündigte. Überhaupt war der ganze Sommer so schön wie die Feigen. Zwei Wochen gehörten nur meinem Mann und mir und es war ein gelungener Honeymoon, nach immerhin über 20 Jahre gemeinsamem Leben. Ein bisschen in Haus und Garten arbeiten, früh das Meer begrüßen, kochen oder essen gehen, Freunde auf unserer Lieblingsinsel besuchen, natürlich mussten wir auch mal wegen einem Wasserhahn oder einer speziellen Schraube ins Nachbarland fahren oder den Zaun reparieren, Müll einsammeln, aber in den Flitterwochen hat selbst das seinen Reiz.
Dann trudelte nach und nach Familie und Freunde ein, immer eine Person mehr um den Tisch auch das hat gut gepasst, die Entspannung ist geblieben, die Spülmaschine und die Waschmaschine wollten ein wenig Protest anmelden, waren aber auch bald wieder gut zu beruhigen nur die Hitze die hat uns ganz schön herausgefordert, so ging vieles sehr viel langsamer als gewöhnlich. Meine täglichen Näheinheiten, es mussten ja immerhin vier Puppenkurse vorbereitet werden, glichen zuweilen tropischen Expeditionen, doch dank einem alten rumpelnden Ventilator sind auch alle Puppenkörper rechtzeitig fertig geworden.
Wenn ich dann doch mal ächzen und mich beschweren wollte wegen der Hitze meldeten sich die ungefüllten Puppenkörper und meinten ich solle mich nicht so haben, es sei ja wohl ziemlich ideal, Ferien,Leben und Arbeit so miteinander zu verbinden, das keines so recht weiß was es eigentlich ist, und ich musste ihnen recht geben. So passt mir das Leben am besten, wenn alles ineinander fließt ,das eine das andere abwechselt und Überdruss und Erschöpfung so gar keine Chance bekommen und sich irgendwann still und leise schleichen… vielleicht auf einen Winter und somit eine neue Möglichkeit hoffen.
Nächstes Jahr, so zumindest der Plan, wird die Familie nach Australien verschifft, die jüngste Schwester heiratet, und da sie Ihre Liebste am andern Ende der Welt gefunden hat verschiffen wir uns, was bedeutet, dass es ein Mangosommer, Darchenfruchtsommer ein vielevieleunbekanntefrüchtesommer wird , was auch heißt, dass unser Haus in Kroatien Platz und natürlich Feigen für andere Familien bieten kann. 9 Schlafplätze gibt es.
Überlegt es Euch, fast hätte ich vergessen zu erwähnen das in 10 Minuten Fußentfernung das wunderbar kälteste Flusswasser überhaupt auf Euch wartet, also wer Feigen mag und heiß und kalt, für den ist es der richtige Ort.
Zu gegebener Zeit werde ich Euch unser Haus noch genauer vorstellen und ihr könnt Euch überlegen , ob ihr dort ein paar Sommerwochen verbringen wollt.
Doch jetzt zurück zu den Feigen, denn solltet ihr dort sein müsst ihr ja wissen wie es geht mit dem Trocknen, also:
Feigen enthalten viele Mineralien
z.B. Zink, Eisen, Kalzium und Selen und unterstützen die Reparatur und Wiederherstellung des Verdauungs-, Herz-Kreislauf-, Lymph-, Fortpflanzungs-, Muskel-, Immun- und Skelettsystems.
schmeicheln dem Darm und Deiner Stimmung, sollen gut bei Diabetes sein, die Milch der Feigen soll gegen Warzen helfen, Achtung, sie kann Juckreiz auf der Haut auslösen, darum am besten mit langen Ärmeln Feigen pflücken, das Dorf trägt Blaumann wenn es in die Feigen geht und weiß warum.
Zum trocknen werden die ganz reifen Feigen gepflückt, auf ein Trockengestell ausgelegt und in die Sonne gestellt, Nachts mit einer Folie abgedeckt (falls es regnet, oder bei zu starkem Taufall), morgens wieder aufgedeckt, ein bisschen wie Kinder zu Bett bringen, und dann jede einzelne wenden, so dass die Sonne sie trocknen kann und wenn keine grüne Stellen mehr sichtbar sind, nach 3-5 Tagen, je nach Sonnenintensität kommen die Feigen in ein Netz.
Jetzt gibt es einen Meeresausflug für sie, schön gründlich im Meerwasser spülen, dann wieder nach Hause und auf ein Laken legen und mit einem bedecken, wenn sie trocken sind zusammen mit Lorbeerblättern in eine Kiste füllen, noch etwas nachtrocknen lassen und dann in Gläser füllen. Im Dorf werden die Feigen noch geschwefelt, dann halten sie länger und sehen auch nicht ganz so runzelig braun aus, sind aber auch nicht so gesund, darum lassen wir den Schwefelschritt einfach aus, ich bin gespannt wie lange sie sich halten.
Schaue ich aus dem Fenster, hier in Österreich, seilt sich der Regen noch immer vom Himmel ab, den zweiten Tag schon, fern sind die Feigen, außer die paar wenigen auf meiner Fensterbank, aber nah sind die Puppen, in wenigen Stunden beginnt mein zweiter Septemberkurs hier in Schrems in der GEA Akademie, 10 Frauen erwarte ich und 10 neue Puppenwesen und wenn ich daran denke lassen sich die frischen Feigen besser vermissen.
Bald dann schon wieder Berlin und Friedl, mein Clown, auch eine sehr gute Feigennichtmehrvermissenhelferin.