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Being scarface is scary / Mama ich will Markenklamotten

oder Dokumenta 14 mit zwei Teenagern.

Es stand zur Wahl,Dokumenta 14 mit Mutter inklusive Tanten und Cousinenbesuch oder Fußballspiel und Kindergeburtstag, und schon hatte ich nur noch einen meiner beiden Söhne neben mir im Zug, den 13jährigen. Die Zugfahrt verlief still, dank w-lan.

Schlafen, doch leider viel zu kurz für den 13jährigen und seine 12jährige Cousine. Um 10Uhr standen wir bereit für die Kunst der Welt ,die Welt der Kunst.

Und sie stand für uns schlange, überall Menschenschlangen.Vor den Museen,dem Essen, den Toiletten,den Garderoben. Also war schnell entschieden wir sehen uns erst mal an was es draußen, ohne schlange stehen zu besichtigen gibt und beobachten, ob sich da was tut mit der menschlichen schlangenbildung.

“was steht da?” fragt mich meine Schwester, ” na ist doch klar, being scarface is scary!”, ich – mein Sohn:”quatsch Mama, da steht being safe is scary!”

der Punkt ging an ihn.

ich:” kommt wir machen mal wie andere Leute ein selfie vor den Büchern!”

meine Schwester und ich, die wir vielleicht drei selfies in unserem Leben gemacht haben hielten das für eine verrückt,normale Idee.

” Mama! NEIN! auf keinen Fall!” und dabei blieb dann, kein Selfie nur Bücher und lauter fremde Leute auf dem Bild.

“Mama, ich hab hunger!”

Also die Jugend in die Essensschlange und wir haben die Menschen,die Wolken und die bereits getätigten Fotos auf dem Handy betrachtet, und sieh an, da steht er ganz vorne, hab ich ihn doch erwischt, aufs Bild gebannt wie er gebannt auf sein Handy schaut.

Ein Punkt für mich!

Nach beendeter Nahrungsaufnahme, sind wir gelaufen und gelaufen,Meter,Kilometer weit, glücklicherweise hatte ich meine peinlichen Turnschuhe an, die sind bequem und so unangemessen, dass mein Sohn mindestens zwei Meter vor oder hinter mir läuft, ich mich also ungestört mit meiner Schwester unterhalten kann, über die Kunst, die uns ein Rätsel ist und das Leben das ein noch größeres ist.

Ist das Kunst?

Die Feisten im Dada Land finden ihren Traumberuf- oder immerhin ihren Traumpartner, Schäferhundwelpe mit Polizeikappe.

” Mama, das ist Werbung!” ein weiterer Punkt geht an ihn.

Immerhin ist es der Dokumenta gelungen meinen Blick zu richten, ganz in seinem Sinne?

Endlich wieder echte Kunst zu Füßen des Jugendamtes in mehreren Glaspavillons. Installationen.

“Mama ,schau mal hier! “

ich: ” ja alkoholische Getränke, weißt Du die Inuit, auch das gehört leider zu ihrem Leben, weil..”

“Mama! schau doch mal genau hin, in der einen Flasche ist ein Paar das macht Sex. Der Mann steht immer gleich und die Frau muss immer was anderes machen, wie gemein für die Frau, der Mann ist ja voll faul!”

ich:” tatsächlich. Die sind aus Glas.”

mein Sohn:” und der Penis vom Mann ist rot”

ich :” oh … ja…”

Sohn:” Mama, ich will Markenklamotten!”

ich:” was???”

er:” ich will jetzt Markenklamotten!”

?

Und weg waren sie die Kinder dem drängenden Ruf der Marken gehorsam folgend. Immerhin noch etwas das Respekt einflößt, so ne richtig ,wichtig coole Marke.

Leicht und unbeschwert konnten meine Schwester und ich nun weiter der Kunst hinterher pilgern.

An der Schlangenfront keine Veränderung, mit gesengten Häuptern gaben wir uns geschlagen, gut dann kein Museum von Innen.

Und da ,im Staub lag eine verlorene Eintrittskarte! Das war doch ein Zeichen, ein Ruf aus der Kehle der Kunst.

Sofort eine zweite Karte erstanden, nur eine halbe Stunde in der Schlange stehen und ganze 45 Minuten öffnete sich nun ein Tempel für uns mit drei Etagen und ungezählt vielen Exponaten. Da flog an uns vorbei, was in Stunden langer Arbeit erdacht und ausgeführt wurde und einiges war wirklich sehr erstaunlich auf verschiedenste Weise

…doch da ertönte auch schon eine Stimme aus den Lautsprechern:” wir bitten sie, sich zum Ausgang zu begeben, da wir das Museum jetzt schließen wollen!”

Ich hätte ihn so gerne noch gesehen, den roten Elefanten, aber vor mir ein unerbittlicher und völlig übermüdeter Kunststudent, der hier als Museumswärter sein Geld verdiente. Nix zu machen, außer ein Foto

so ist mein Herz jetzt ein wenig hängengeblieben an diesem fernen Sehnsuchtsobjekt, gerade so, wie sich meinem Sohn die Markenklamotten als Sehnsucht anbieten. – Na endlich, doch eine Gemeinsamkeit

Und so durfte der Sohn mit der Cousine am nächsten Tag ganz lange ausschlafen und danach stundenlang Markenklamotten im Internet bestaunen, während die Erwachsenen, mittlerweile hatte sich auch noch unsere Mutter zu uns gesellt, wieder loszogen zur Sehnsuchtskunst, immer fern, immer getrennt von ihr durch lange Menschenschlangen, immer unerreichbar.

Jetzt sitze ich wieder über meinen Puppen und freu mich über die gemeinsamen Unterschiede die mein Sohn und mich verbinden.