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Am Ende der Welt – Herbst

Und schon ist er fast vorbei, der Herbst. Aber noch nicht, noch raschelt es beim laufen durch Laub. Nur manchmal schon wird es matschig und rutschig und was eben noch hoch in den Bäumen hing modert am Boden so vor sich hin.

Wir haben den Herbst, oder zumindest die zwei wertvollen freien Ferienwochen im Süden verbracht, das Haus winterfest gemacht, es zumindest versucht, für jede Ziegel die mein Mann repariert hat, hat er zwei kaputt gemacht, doch die Eigenheimindustrie hat für alles eine Lösung, so verspricht sie zumindest und jetzt sieht unser Dach mehr aus wie ein abstraktes Gemälde und nicht mehr wie ein Dach. Kleckse von Zement, Wundergummi und etlichen anderen Versuchen versprechen nun dicht zu halten… nur wie lange? Mich hat es in die Bäume getrieben, mit der Schere. Ein richtiger Schneidewahn hat sich meiner bemächtigt.

” Meinst Du das ist richtig?” fragt mich mein Mann

“Ja, alles nur Wassertriebe und Totholz!” antworte ich ihm und hinter seinem Rücken klopf ich mir auf die Finger – nichts mehr schneiden,leg die Schere in den Schuppen.Doch auf dem Weg zum Schuppen, hüpft,tanzt,lockt so übermütig und schnipp nur noch ein einziges winziges Ästlein zurecht geschnitten, oh und da ist noch ein Wassertrieb und noch und…

“Laura, bist du dir sicher!” tönt es von Dach, während er Ziegel flickt und zertrümmert

“Natürlich, Äste sind wie Haare, die wachsen nach!” sage ich und denke , doch wenn man den ganzen Kopf abschneidet können natürlich auch keine Haare mehr wachsen.

Der Frühling wird es zeigen.

Oliven und Mandarinen ernten

Meer besuchen und sich an den vielen abwesenden Sommermenschen freuen. Nur noch Fischer und Autoputzer.

und am Abend niemand mehr.

laufen und immer weiter laufen, weil unser Auto mal wieder kaputt ist, bis ganz nach oben in die Berge, mit Blick auf unser am-ende-der-Welt-Tal

Bei der Tante Rasen mähen, Laub verbrennen und immer mit dabei Cäsar oder Wesir oder beide.

Zwei Dorfhunde, die jede Minute die sie nicht an der Kette verbringen bei uns sind. Cäsar ist weiß und wenn er sich freut und mit dem Schwanz wedelt, dann wackelt sein ganzes Hinterteil und er wankt und wedelt und freut sich bis er fast zur Seite kippt.

Wesir hingegen ist beige grau,war ehemals weiß,außerdem ist er Abgassüchtig und das einzige Mittel mit dem er sich verscheuchen läßt ist der Wasserschlauch. Er kratzt sich und reibt sich und beherbergt eine Armee von Flöhen,will ständig kuscheln, was verständlicher Weise keiner will und toben, was meine Jungs ausgiebig mit ihm praktizieren, nicht immer aufs freundlichste, doch Wesir ist treu und willig und läßt alles mit sich machen

grad wie die Bäume – die wünschen sich bei meinem Anblick wohl auch manchmal lieber Beine als Wurzeln.

verraucht, verstaubt,voll Blätter und Erde weil zwei Wochen nur draußen in der Sonne, einmal Regen einmal Sturm und der Rest war Farben tanken für den grauen Winter in Berlin.

Hier mein geliebter Zitronenverbene Strauch, nur 1 1/2 Jahre ist er alt .

Dieser kleine Herr kam uns eines Abends aus dem Ofen entgegen geflogen, und am nächsten Abend gleich noch einer

Gitter auf den Schornstein, damit nicht weitere Ofenüberwinterter sich hineinstürzen, Schlüssel umdrehen und zurück nach Berlin und gleich ins Bett weil sofort eine ausgewachsene Erkältung sich in mir ausgebreitet hat. Und Ruhe,schlafen,lesen,Nase putzen,Gliederschmerzen. Aber jetzt geht es langsam wieder aufwärts und an die Puppen, denn Weihnachten steht schon fast vor der Tür und Weihnachtszeit ist Puppenzeit.

Eine ist schon fast fertig, ein Waldmädchen.

Doch für heute verabschiede ich mich mit einem der vielen Zauberhimmel vom Ende der Welt.

herzlich, herbstlich

Laura

P.S. wenn ihr selbst mal ans Ende der Welt wollt, gebt bescheid, bald vermieten wir unser Haus im Dorf dessen Namen es noch nicht mal auf der Karte gibt.

P.P.S. Und wer ein gutes Buch über die Pflege und den Anbau von Oliven weiß, gebt mir bescheid – besonders die haben es mir angetan… oder sollte ich besser sagen ich habe ihnen etwas angetan…

In Kroatien sagt man, die Traube ist wie eine Frau, um die muss man sich gut und regelmäßig kümmern, damit sie Dir einen guten Ertrag bringt, die Olive hingegen ist wie eine Mutter, du kannst sie Jahrelang vernachlässigen, sobald Du dich aber auch nur ein wenig ihr wieder zuwendest wird sie dir sofort reiche Ernte bescheren.